1795 – 1875
Ein paar Charädchen will ich
zur Kurzweil
Mit leichter Hand dir jetzt
zusammenfügen,
Daß soll bereit dir in der
schnellsten Eil’
Die Lösung schon auf ihren
Flügeln liegen.
Denn nicht sollst du nur ein
Minütchen dir
Das Köpfchen, rathend hin und
her, zerbrechen,
Du möchtest sonst ein hartes
Wörtchen mir
Wie ichs verdiene, laut
ergrollend sprechen.
Nein, lieber sollst du schon
beim dritten Wort
Des Räthsels Deutung wie im
Fluge finden,
Als daß ich wollte grausam
fort und fort
Die Zunge, statt zu lösen sie,
dir binden.
Und wirst du ob des schnellen
Fundes lachen,
So soll mir das nur selbst
Vergnügen machen.
---
Zwei Wörtchen tönen in die
Welt hinein,
Die für das Leben können viel
entscheiden;
Dein Loos hängt ab, dein
Schicksal oft von beiden,
Ob unter geht, ob auf des
Glückes schein.
Sie fassen sich in zwei, vier
Zeichen ein,
Doch kannst du dich an jedem
hoch erweiden,
Und jedes wieder schafft dir
bittre Leiden;
Sie wiegen schwer, ob sind sie
winzig klein.
Du trägst sie selbst zur
freien Wahl im Mund,
Und Andre können offen sie dir
sprechen,
Zu geben dir des Herzens
Meinung kund.
Gebrauch’ vorsichtig sie, doch
ohne Trug,
Daß nicht das Herz wird dir,
wird andern brechen;
Wahr sei dein Wort, doch immer
seis auch klug.
---
Zwei Worte sinds, die klingen
in die Ohren
Uns traurig immer in den
frohsten Stunden,
Die schlugen uns oft brennend
heiße Wunden,
wenn weg sie nahmen, was wir
schwer verloren.
So Manches war fürs Leben uns
erkoren,
Was innig sich um unser Herz
gewunden,
Daran wir uns mit fester Hand
gebunden,
Dem wir zu Lieb und Treuen uns
verschworen.
Es ging dahin, und kehrt’
zurück nicht wieder,
Ob wir es wollten heiß uns
auch ersehnen,
Und was uns blieb, es waren
Klagelieder.
Die Worte, die uns schaffen
herbe Leiden,
Die Augen füllen uns mit
bittern Thränen,
Du kennst sie selbst, die
schweren, harten Beiden.
---
Vier Sylben sind mit stiller
Lust zu nennen,
Die wunderlieblich an die
Ohren klingen,
Und wenn sie uns zum Grund des
Herzens dringen,
Zu tief empfunden Freuden uns
entbrennen.
Doch müssen wir uns erst vom
Liebsten trennen,
Verlieren es, zum schweren
Opfer bringen;
Wird es zuvor sich schmerzlich
uns entringen,
Ist’s, daß des Wortes süßen
Trost wir kennen.
Und wie es bringt uns immer
neue Wonnen,
Es wird uns klar, wenn nach
den irdschen Tagen
Uns leuchten dort des
Paradieses Sonnen.
Leicht wirst du wohl dies suße
Wort mir finden,
Weil du schon oft es in dem
Sinn getragen,
Im tiefsten Leid es dir ums
Herz zu winden.
---
Hart bin ich oft, als wie
Demant und Stahl,
Will stolz und trotzig mich
vor Niemand beugen,
Dann schüchtern wieder und
feigherzig schweigen,
Als wenn die Furcht mir Muth
und Kraft abstahl.
Das Gute ist, das Böse meine
Wahl,
Hochsinnig will ich, edel oft
mich zeigen,
Dann zu Verbotnem lüstern mich
hinneigen;
Bald grün’ ich frisch, bald
bin ich öd und kahl.
Unruhig wog’ und schwank’ ich
her und hin,
Will wünschen immer, mehr mir
noch ersehnen,
was fern mir ist, dahin
streckt sich mein Sinn.
Drum sei vor mir auch stets
auf deiner Hut;
Nie darfst du ganz dich sicher
vor mir wähnen,
Unstät, so bin ich, voll von
Wankelmuth.
---
Mit leichtem Schwunge her und
hin du fliegst;
In Nähen bald, bald in die
fernsten Weiten
Willst du die raschen,
schnellen Schwingen leiten,
Als ob den Blitz du auf den
Flügeln trügst.
Die buntsten Bilder zauberhaft
du fügst;
Du malest hell die längst vergangnen
Zeiten,
Sie vor den Blick lebendig
auszubreiten,
Wenn du auf goldnen Fittigen
dich wiegst.
Leih deine Schwingen mir,
Goldvögelein,
Bald sollen sie mich hin im
Fluge tragen,
Wo immer noch ich möcht’ am
Liebsten sein.
Wohin, wohin, wo ist mirs lieb
und traut?
Nun, wo die Berge hoch zum
Himmel ragen,
Und drüber sich ein
Alpenhüttlein baut.
---
Ein Wörtchen will ich dir zur
Lösung sagen,
Das Lust und Liebe trägt auf
seinen Schwingen,
Nicht drängen darf mans,
treiben nicht, nicht zwingen,
Denn Alles thuts mit eigenem
Behagen.
Das Schwerste will mit
frischem Muth es wagen,
Das Liebste selbst zum Opfer
freudig bringen;
So kann ihm leicht und schnell
ein Werk gelingen;
Es ist am Ziel, wenn Andre
erst noch fragen.
Aus mehr nicht, als aus
zweimal zwei Buchstaben
Ist es zum schönen Ganzen dir
gewoben,
Die Ohren dir mit süßem Klang
zu laben.
Und hats dir selbst zu manchen
edlen Thaten
Des Geistes Flügel aufwärts
schon gehoben,
Wirst um so schneller du es
errathen.
---
Wenn wirst du drei der
Wörtchen mir vorsetzen,
Dem Stammwort, kannst zu
schlimmem Sinn mich wenden;
Schon wenn du bringst das
erste mir zu händen,
Werd’ ich, mißlaunisch, kaum
dir noch gefallen.
Wenn du voran mir wirst das
zweite setzen,
Ists, als ob Herz und Arme
sich mir bänden,
Als könnt’ ich nichts
beginnen, nichts vollenden,
Als läg’ gefangen ich in
Strick und Netzen.
Wirst du das dritte mir zur
Spitze geben,
Werd’ ich, ob Andre bitter
drob mich tadeln,
Das Haupt empor mit stolzen
heben.
Drum soll ich vor mich eins
der Wörtchen nehmen
Ungern, muß ich, der darf
sonst Jeden adeln,
Vor aller Welt erröthend fast
mich schämen.
---
Noch sinds drei Wörtchen, die
sich um mich scharen,
Die ich mit Lust dir will zu
rathen geben;
Das erste wird mit Liebreiz
mich umweben,
Mich graziös und lieblich zu
gebahren.
Das zweite läßt, ob drohen
auch Gefahren,
Den Mund zum offnen Zeugnis
mich aufheben;
Es schmückt und ziert, es ehrt
des Mannes Leben,
Und soll der Wahrheit immer
noch sich paren.
Das dritte läßt in allen
Lebenstagen
Mich ruhig stets, getrosten
Sinnes bleiben,
Und selbst das Schwerste mit
Geduld noch tragen.
So darf der Zweig, der mir,
dem Stamm entsprosen,
Drei wunderschöne duftge Blüthen
treiben,
Die Jeder noch mit stiller
Lust genossen.
---
Drei Sylben sinds, die jetzt
im Sinn ich trage,
Und die ich will dir gern zu
lösen geben,
Doch langen Rathens schnell
dich zu entheben,
Seis, daß ich sie fast
unverhüllt dir sage.
Ob sprachlos sind die ersten,
schnell zu Tage,
Urplötzlich oft sie bringen,
was sich weben
Verborgen will um dein
inwendig Leben,
was dich bewegt in der und
jener Lage.
Die dritte Sylbe heilt dir
herbe Schmerzen
Mit lindem Wort, die sind dir
hart geschlagen;
Sie ist ein Labsal den
gebeugten Herzen.
Das Ganze blüht als Blümlein
in den Auen
Gar lieblich uns in warmen
Sommertagen,
Doch bist du selbst mir also
anzuschauen.
---
Das Erste möchtest immer gern
du sein,
Doch bleiben stets kannst du
es eben nimmer;
Es bleichet sich des Lebens
goldner Schimmer,
Die Tage neigen sich zum
Abendschein.
Das Zweite wahre wie in
goldnem Schrein,
Wenn du gewählt es dir
vorsichtig immer,
Sonst geht dir leicht des
Hauses Glück in Trümmer.
Und was dir bleibt, ist
herbempfundne Pein.
Zart ist das Ganze, rein,
anmuthig, mild;
Vom Ersten noch wie schimmernd
hell umflossen,
Ist es ein liebes, holdes
Lebensbild.
Und wenns im letzten
Abendscheine glüht,
Als wäre Purpur drüber hingegossen,
Ists, daß daran sich satt kein
Auge sieht.
---
Es lachet dir das erste
Sylbenpaar,
Wenn kommt es an dem blauen
Himmelsbogen
Auf goldnem Wagen stolz
heraufgezogen,
Erst schimmernd noch, und dann
wie sonnenklar.
Das zweite beut sich oft dem
ersten dar,
Doch hats mit ihm den Himmel
überzogen,
So bist du um den Abend leicht
betrogen,
Der dann zumeist umhüllt von
Wolken war.
Doch ist das Ganze lieblich
anzuschaun,
Weil darf es Rosen um den
Himmel weben,
Und Silberperlen auf die
Fluren thaun.
Auch spiegelts ab die schönste
Lebenszeit,
Da noch das Herz darf
jugendfrisch sich heben,
Und jeder Tag auch neue Wonnen
beut.
---
Wir ziehen oft in raschem Flug
dahin,
Getragen von den sturmbewegten
Winden,
Doch woll’ uns nicht die
schnellen Flügel binden,
Sind wir davon, es ist dir zum
Gewinn.
Wir setzen uns auf
Bergesgipfel hin,
Umfassend sie mit Armen, mit
gelinden,
Doch sind wir auch in Thälern
wohl zu finden;
Wir lagern uns zur stillen
Ruhe drin.
Wir tragen Feuer in dem
dunklen Schooß,
Und was es löscht, wir bergen
drin es wieder;
In Einer Hand ruht uns ein
doppelt Loos.
Wir setzen gern uns manchmal
dir ins Haupt,
Dir auf die Stirn, das blickst
du finster nieder,
Des Frohsinns, der dich
sonnte, dann beraubt.
---
Rauh bin ich wohl, doch laß
ich fein mich glätten,
Dir in die Augen wunderhell zu
glänzen,
Ich schlinge mich zu
diamantnen Kränzen,
Zu goldverbrämten schönen
Armesketten.
Ich baue dir zur Wohnung
hübsche Stätten,
Ein prächtig Schloß, den Saal
zu lustgen Tänzen,
Und steh ich als ein Merkmal
an den Grenzen,
Darf ich in zweier Länder
Schooß mich betten.
Willst du dein wappen in den
Ring graviren,
Ich biet’ mich dir, daran dich
zu erletzen,
Und manches Briefchen schön
damit zu zieren.
Und ist ein Freund vom Leben
dir geschieden,
So kannst du mich ihm zur
Erinnrung setzen;
Einst ruhst du selber unter
mir im Frieden.
---
Ich biet’ zur Kurzweil manchen
heitern Scherz,
Und schwelle dir, wenn in der
Kindheit Tagen
Dir fröhlich noch die warmen
Pulse schlagen,
Mit süßer Lust das
leichtbewegte Herz.
Ich bin dazu ein Liebling
allerwärts,
Wie leicht du kannst es hier
und dort erfragen;
Nur will mit mir auch mancher
schwindelnd wagen
Sein Glück, das woget auf- und
niederwärts.
Ein Künstler bin ich, fein und
höchst gewandt,
Kann zürnen, grollen, toben,
lachen, weinen,
Die Augen sprechen mir und
selbst die Hand.
Es klinget mir manch heller,
süßer Ton
weg von den Saiten, von den
silberreinen;
Doch schweig ich jetzt, denn
du erräthst mich schon.
---
Die ersten Beiden grünen in
dem Hain,
Und lieben gern des Südens
heiße Sonnen,
Sie hüllen sich in zarte
Blätter ein,
Als wie von seiner
Künstlerhand gesponnen.
Sie sind der Treue und des
Todes Bild,
Wenn will man sie zur dritten
Sylbe weben,
Und sie, gewunden sinnig, zart
und mild,
Entschlafnen mit zur letzten
Ruhe geben.
Doch wird das Ganze, das so
lieblich schmückt
Mit seinen frischen,
grünbelaubten Zweigen,
Auch festlich wohl auf manches
Haupt gedrückt,
Wenn wird es am Altar sich
niederneigen.
Mög’, was so nah ich lege
deinem Munde,
Dich selbst einst schmücken in
der schönsten Stunde.
---
Wir beide knüpfen stets den
engsten Bund,
Und theilen uns abwechselnd in
das Leben,
Soweit es reichet auf dem Erdenrund,
Wir wollen es mit unserm Band
umweben.
Das eine beut ein freundliches
Geschick,
Und bringt mit Lust dir immer
neue Wonnen,
Daß magst daran du deines
Auges Blick
So manchen Tag, so manches
Jahr dir sonnen.
Das andre schließt sich eng um
jedes Herz,
Um jedes Leben will es gern
sich winden,
Und immer bringt es tief
empfundnen Schmerz,
Und kann ein Feuer in der
Seele zünden.
Weil nur zusamm’ wir Beide
sind gegeben,
So trag uns Beide, weil du
darfst noch leben.
---
Zwei Dinge sind dir immer noch
fürs Leben
Zu Lieb und Leid, zu Lust und
Schmerz gegeben;
Was je sich will im Innern dir
bewegen,
Mit beiden kannst du deutlich
es ausprägen.
Sie geben kund im Aug’ es, in
den Mienen,
Und sind bereit, dir willig
stets zu dienen.
Zugleich oft, wenn dem
Schmerze das Entzücken
Folgt eilig nach, sind beide
zu erblicken.
Dann ists, als wenn die
goldnen Sonnenstrahlen
Sich auf dem Saum der dunklen
Wolken malen,
Als wenn der helle,
siebenfarbge Bogen
Im Regen kommt am Himmel
aufgezogen.
Soll ich dir sagen, was ich
jetzt will meinen?
Die beiden, rath’ nur selbst,
sind: ......, ......-.
---
Wenn dich das erste drücket
schwer aufs Herz,
Wird in dem Zweiten es sich
dir entringen,
Denn immer lindert es den
herben Schmerz,
Darf er hervor dir aus dem
Innern dringen.
Was in der Brust du still
verschlossen hast,
Um für dich selbst es nur
allein zu tragen,
Es ist dir eine doppelt
schwere Last,
Darunter kann das Herz dir
bebend zagen.
Drum woll’ nur immer, was dich
hart beschwert,
Im Ganzen vor den Freunden dir
ausgießen,
Daß kann mit Trost, den
sehnend du begehrst,
Der ein und andre dir das Leid
versüßen,
Bis endlich wird, wenn sinkt
das Leben nieder,
Das Ganze wandeln sich in
Jubellieder.
---
Die ersten Sylben legen auf
das Herz
Mit schwerem Druck sich,
nieder es zu beugen,
Sie sind ein bittrer,
tiefgekühlter Schmerz,
In den die Seele will sich
schweigend neigen.
Wenn ziehen in die dritte sie
einmal,
Umhüllet sich das Angesicht
mit Weinen,
Ein Klageort wird aus dem
Freudensaal,
Und trüb und dunkel will das
Leben scheinen.
Ins Ganze trete gern
theilnehmend ein,
Bereit zu helfen, liebreich
aufzurichten,
Und sollt’ es nur ein kurzes
Wörtchen sein
Des Trostes, kann es oft die
Seele lichten.
Doch dir soll selber auch zu
keinen Zeiten
Das Erst’ dem Zweiten herbes
Leid bereiten.
---
Das Erste hebt sich strebend
himmelan,
Und läßt die Zinnen zu den
Wolken ragen,
Empor uns wie auf sonnenheller
Bahn
Des Auges Blick, des Geistes
Flug zu tragen.
Wenn schließes es sich mit dem
Zweiten ein,
Und läßt von seinen Mauern
sich umringen,
Dann hört man oft an manchen
kalten Stein
Viel bittre Klagen aus dem
Herzen dringen.
Mein Ganzes ist ein
stillgeweihter Ort,
Dahin wir gerne zur Erinnrung
gehen,
Weil hören wir um dunkle
Schooße dort
Des Lebens frische
Frühlingshauche wehen,
Bis wird dereinst nach herben
Tagesmühen
Der ewge Lenz vor unsern Augen
blühen.
---
Mein Wörtchen will sich dir
ums Herz und Ohr
Vor andern Worten lieblch
immer schlingen,
Wie wenn aus einem
schöngefügten Chor
Ein süßer Laut will vor den
andern dringen.
Wenn in der Ferne du einmal
verweilst,
Weckt immer es dein heiß
empfundnes Sehnen,
Und wenn zurück in seinen
Schooß du eilst,
Begrüßt du es mit stillen
Freudenthränen.
Dann öffnen sich die
Freundesarme dir,
Mit warmem Gruß dich freudig
zu begrüßen,
und jedes neue Stündlein mag
sich hier
Mit neuer Lust dir wonniglich
versüßen.
Und wie wirds einst so
wunderherrlich sein,
Gehn wir zu dieses Wortes
Freuden ein!
---
Das erste Wörtchen ist das
schönste wohl,
Was durft’ in unser Kindheit
frühsten Tagen
Als unsrer Liebe erster
Dankeszoll
Sich stammelnd über unsre
Lippen wagen.
Das zweite deutet unsers
Herzens Sinn,
Vor Andern ihn stets offen zu
bekunden,
Es rauschet oft in stolzer
Pracht dahin,
Es tröstet jetzt, und schlägt
dann wieder Wunden.
Mein Ganzes ist ein heimlich
süßer Klang;
Wird mich der Weg zu fremden
Landen führen,
So kann ich ihn, den ich
entbehrt so lang,
Kehr’ ich zurück, wie
Frühlingswehen spüren.
Drum hab’ ich was zu bitten,
was zu klagen,
Mag gern ichs nur im Ganzen
immer sagen.
---
Die ersten Beiden gern man
immer sieht,
Wenn harmlos sie in muntern
Spielen scherzen,
Wenn jeder Morgen rosig ihnen
blüht,
Und jeder schwellet
ahnungsvoll die Herzen.
Die letzten Beiden fliegen
pfeilgeschwind,
Zum Ende hin uns wie im Flug
zu tragen,
Bald rauh und kalt, bald
sänftig und gelind,
Abwechselnd stets mit gut’ und
bösen Tagen.
Das Ganze mahnt an eine schöne
Zeit,
Die immer gern die goldene wir
nennen,
Weil war das Herz uns noch so
warm und weit,
Und konnt’ für jede Freude
leicht entbrennen.
Doch kehret uns das schnell
entschwundne Glück,
Die goldne Zeit, sie kehrt
nicht mehr zurück.
---
Die ersten Beiden blühen
wundernett,
Wenn lacht der Lenz auf
sonnenhellen Auen;
Sie sind in Farben, schimmernd
violett,
In grünen Schooßen lieblich
anzuschauen.
Sind sie zum Dritten
freundlich dir gepflückt,
kann sich dein Aug’ mit Lust
an ihnen weiden,
Und zwiefach haben sie mich
stets entzückt,
Weil blühen sie, dein Bild, so
still bescheiden.
So will ich jetzt mit warmem
Freundesgruß
Das Ganze dir zum Angebinde
senden,
Und weil ich bald von dir mich
trennen muß,
So nimm es um so lieber dir zu
Händen;
Denn immer, wirst den Blick
darauf du lenken,
Sollst du dabei auch
freundlich mein gedenken.
---
Wenn liegst gebettet du in
süßer Ruh,
Und willst dich noch auf
leichten Träumen wiegen,
So ruf’ ich dir die erste
Sylbe zu,
Nicht länger mehr in
Schlafesarm zu liegen.
Und willst dugütig und
wohlwolend dich,
Mir freundlich immer,
liebenswerth erweisen,
Ists, daß die beiden letzten
Sylben ich
Liebkosend will zu manchen Tag
dich heißen.
Das Ganze nennet einen grünen
Strauch,
Der darf im Herbst würzhafte
Früchte tragen,
Und wenn du liebest duftenden
Weihrauch,
Will ich damit mich in dein
Stübchen wagen.
Und weil ich darf als
liebenswerth dich kennen,
Will ich das Zweite gern dich
immer nennen.
---
Sich fröhlich wiegend in der
blauen Luft,
Kannst du die ersten Beiden
immer sehen,
Wenn sie herbei der junge Lenz
uns ruft,
Und weichgehauchte
Frühlingswinde wehen.
Mein Drittes ist ein
zartgefügtes Haus,
Als wie von feiner
Künstlerhand gewoben,
Darin die Ersten fliegen ein
und aus,
Die wir als stets willkomne
Gäste loben.
Das Ganze, das uns mundet
übersein,
Es locket uns zu seltnen
Leckermalen,
Doch weil mans führt aus
fernen Landen ein,
Muß man mit Gold und Silber es
bezahlen.
So sinne denn, das Ganze zu
entdecken,
Und laß es dir zum Morgenimbiß
schmecken.
---
Das Erste stürmet wild durch
Wald und Flur,
Doch kann es auch dir säuseln
ganz gelinde,
Wenn folget es des Frühlings
zarter Spur,
Daß es um ihn mit weicher Hand
sich winde.
Wenn darf es einmal mit der
schnellen Kraft
Das Zweit’ und Dritte wie im
Wirbel treiben,
Dann wird das Ganze eilig und
sieghaft
Das Feste selbst zermalmen und
zerreiben.
Der Kampf ist recht, wenn wird
er wohl geführt,
Und streiten muß man, weil man
darf noch leben,
Doch woll’ den Speer, der deine
Rechte ziert,
Dem Ganzen nicht nutzlos
entgegen heben.
Und doch, will Mancher
heißentbrannt oft streiten,
Liebt nach dem Ganzen er den
Schlag zu leiten.